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Pilatus Flugzeugwerke AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISINW CH0002189535
Gründung 1939
Sitz Stans, Schweiz
Leitung Markus Bucher, CEO
Oskar J. Schwenk, VR-Präsident
Mitarbeiter 1882 (2014)[1]
Umsatz 1,174 Mrd. CHF (2014)[2]
Branche FlugzeugbauW
Website www.pilatus-aircraft.com

Die Pilatus Aircraft Ltd. bzw. Pilatus Flugzeugwerke AG ist der wichtigste FlugzeugherstellerW der Schweiz. Am Unternehmenssitz in Stans werden Trainings- und kleinere Mehrzweckflugzeuge hergestellt. Darüber hinaus verfügt Pilatus über Tochtergesellschaften in den USA und in Australien sowie über eine weitere Tochtergesellschaft für den Flugzeugunterhalt, die Altenrhein Aviation AG am Flugplatz St. Gallen-Altenrhein. Die Unternehmensgruppe erwirtschaftete 2014 mit weltweit 1752 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,174 Milliarden Schweizer Franken.[2]

Geschichte

Die Gründung der Pilatus Flugzeugwerke AG fand am 16. Dezember 1939 statt. Gründer waren Emil Bührle und die Elektrobank.[3] Zuerst nur im Unterhalt tätig, begannen die Pilatus-Flugzeugwerke 1940 mit der Konstruktion des SB-2 Pelikan, eines für Einsätze in gebirgigen Regionen konzipierten Flugzeuges. Bedeutung erlangte das Unternehmen jedoch erst mit den beiden Modellen Pilatus P-2 und P-3,[4] die den Grundstein des Bereichs Trainingsflugzeuge bildeten. Mit dem legendären PC-6, auch Pilatus Porter genannt, wurde ab 1959 das zweite Standbein im Mehrzweckflugzeugmarkt aufgebaut.

Pilatus baute auch einige Prototypen, die nicht in Serie gingen und Einzelstücke blieben: die Kurzstart-Flugzeuge SB-2 Pelikan, P-4 und PC-8 Twinporter. Mit der Pilatus P-4 wurden wertvolle Daten für die spätere PC-6 gewonnen. Da Kunden eine bessere Motorenleistung wünschten, entwickelte Pilatus die zweimotorige PC-8 Twin Porter auf der Basis der PC-6. Die einzige PC-8 (Luftfahrtkennzeichen: HB-KOA) wurde auch am Aerosalon in Paris vorgestellt. In der Zwischenzeit hatte Pilatus aber mit der Umrüstung der PC-6 mit einem Turbopropaggregat eine effektivere und einfachere Leistungssteigerung erreicht (PC-6T), die einzige PC-8 wurde verschrottet.

Ab den späten siebziger Jahren löste die von einer TurbopropW getriebene Pilatus PC-7 die P-3 ab. Über 450 Stück konnten davon in den nächsten Jahrzehnten abgesetzt werden. Mitte der 1980er Jahre ergänzte die leistungsstärkere Pilatus PC-9 das Angebot von Pilatus Aircraft im Markt für Trainingsflugzeuge. Das neueste Trainingsflugzeug aus Stans ist die Pilatus PC-21; das Typenzertifikat wurde Ende 2004 vom Bundesamt für Zivilluftfahrt erteilt. Während eines Trainingsfluges Mitte Januar 2005 stürzte ein Prototyp der PC-21 ab. Das darauf verhängte Flugverbot für den Typ konnte jedoch schon bald wieder aufgehoben werden, da sich herausstellte, dass der Unfall durch einen Pilotenfehler ausgelöst worden war.

Da nach dem Ende des Kalten KriegesW deutlich weniger Kampfpiloten auszubilden waren und folglich weniger Trainingsflugzeuge abgesetzt werden konnten, fokussierte sich Pilatus Aircraft in den neunziger Jahren wieder stärker auf den Mehrzweckflugzeugmarkt. Die PC-12 schuf ab 1994 eine neue Klasse von effizientenW einmotorigen Mehrzweckflugzeugen mit Turboproptriebwerk. Sie wies bei weit niedrigeren Betriebskosten ähnliche oder bessere Flugleistungen als viele ihrer mehrmotorigen Konkurrenten auf. Bis Juni 2012 konnte Pilatus ca. 1350 PC-12 absetzen. Die PC-12 kostet ab 2,9 Mio. USD und ist mit 3,5 Mio. USD schon voll ausgestattet.

Pilatus stellte als Subunternehmen der RUAG Aerospace Teile (Outerwings) für die Schweizer F/A-18 her.[5] Auch vorher war Pilatus bei allen Lizenzfertigungen von Düsenjets und Hubschraubern für die Schweizer Armee als Zulieferer beteiligt und wäre auch bei der FFA-P-16-Produktion (die jedoch storniert wurde) beteiligt gewesen. Pilatus stellt als Subunternehmen der RUAG Teile für AirbusW und BoeingW her und führt auch im Auftrag von RUAG Wartungsarbeiten an Luftfahrzeugen wie z. B. dem AS332 Super Puma durch.[5]

Im Jahre 2011 begann Pilatus mit den Planungen eines Business JetsW unter dem Namen Pilatus PC-24. Die gesamten Entwicklungskosten für den PC-24 sollen sich um die 400 Mio. Schweizer Franken bewegen. Am 21. Mai 2013 enthüllte Pilatus das Konzept an der «European Business Aviation Convention & Exhibition» (EBACE) in Genf und präsentierte den Prototypen zum 75-Jahr-Jubiläum des Unternehmens am 1. August 2014 am Firmensitz in Stans. Der Prototyp des zweistrahligen Business-Jet hob am 11. Mai 2015 nach nur knapp 600 Metern von der Startbahn erstmals zu seinem 55 Minutigen Jungfernflug vor zahlreichen Zuschauern ab. Der zweite Prototyp (HB-VXB) hatte seinen Erstflug am 16. November 2015.[6][7] Der dritte Prototyp HB-VSA wird voraussichtlich im dritten Teil des Jahres 2017 seinen Erstflug haben. [8] [9]

Pilatus Britten-Norman

Im Jahr 1979 übernahm Pilatus Aircraft den britischen Flugzeughersteller Britten-NormanW, einen Hersteller von robusten, auf einfache Verhältnisse zugeschnittenen Mehrzweckflugzeugen. Bis zum Verkauf des Unternehmens im Jahr 1998 wurden die Typen Islander und Trislander unter dem Firmennamen Pilatus Britten-Norman vertrieben.

Pilatus-Segelflugzeuge

B4pc11

Pilatus Segelflugzeug

Hauptartikel Pilatus PC-11

In den 1970er Jahren begab sich die Firma Pilatus mit der Serienproduktion des Ganzmetall-Segelflugzeugs B4 auf absolutes Neuland. Die B4 wurde von den deutschen Ingenieuren Ingo Herbst, Manfred Küppers und Rudolf Reinke entwickelt und konnte ihren Erstflug Ende 1966 durchführen. Nach umfangreichen Marktforschungen entschlossen sich die Pilatus-Werke 1970, die B4 in ihr Produktionsprogramm aufzunehmen. Die ganze Konstruktion wurde überarbeitet und den verschärften Bauvorschriften angepasst, sodass die Zusatzbezeichnung PC-11 gerechtfertigt erschien. Die erste B4/PC-11 führte ihren Jungfernflug am 5. Mai 1972 durch. Die B4/PC-11 ist ein Segelflugzeug der Standardklasse und eignet sich für den Gruppenbetrieb wie für den Leistungspiloten, aber auch für Höhen- und Wolkenflüge und vor allem für uneingeschränktes Kunstflugtraining. Bis zum Verkauf der Produktionsrechte an die japanische Firma Nippi konnten weltweit 322 Ganzmetall-Segelflugzeuge B4/PC-11 ausgeliefert werden.

Mit zusätzlichen StringernW am Rumpf sind auch gerissene und gestossene Figuren zulässig, die Bezeichnung ist dann B4/PC-11AF.

Kritik

Pilatus.pc-21.fairford2006

Trainingsflugzeug Pilatus PC-21

Die Turboprop-TrainingsflugzeugeW wurden vor allem an LuftstreitkräfteW verkauft. Die Firma kam seit den 1970er Jahren immer wieder in die Schlagzeilen, weil sie mit WaffenbehälternW ausrüstbare Versionen in EntwicklungsländerW verkaufte.

Der Export von militärischen Trainingsflugzeugen untersteht nicht dem schweizerischen Kriegsmaterialgesetz, sondern dem Güterkontrollgesetz. Deshalb können Lieferungen von solchen Flugzeugen von den Behörden nur unterbunden werden, wenn gegen ein Empfängerland ein von der UNOW verhängtes WaffenembargoW besteht. Dies wird seit den 1970er Jahren von Menschenrechts- und Friedensorganisationen kritisiert, da Pilatus-Trainingsflugzeuge in verschiedenen Entwicklungsländern und Krisengebieten nachträglich bewaffnet und zur LuftnahunterstützungW eingesetzt wurden.

So gab der Bundesrat 1989 bekannt, dass Pilatus-Flugzeuge in BurmaW und GuatemalaW gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden.[10] Wenig später wurde publik, dass die irakische ArmeeW unter Saddam HusseinW mit Pilatus-Flugzeugen Einsätze gegen kurdischeW Aufständische im Nordirak flog.[11] Im Januar 1994 wurden Pilatus-Flugzeuge gegen zapatistischeW Bauerndörfer in ChiapasW (MexikoW) eingesetzt.[12] Vermutungen, wonach die tschadischeW Armee Pilatus-Flugzeuge gegen Flüchtlingslager in DarfurW einsetzt, bestätigten sich im Januar 2008.[13] Der Export von mehreren PC-9 war bereits im Jahr 2006 von verschiedenen Organisation kritisiert worden.[14][15]

50 PC-9 waren Teil des umstrittenen «Al Yamamah»-Geschäfts zwischen GrossbritannienW und Saudi-ArabienW, was ebenfalls zu Kritik an Pilatus führte.[16]

Pilatus Flugzeuge in Kunstflugteams

Kunstflugteam Land Typ Bemerkung
P-3 Flyers SchweizSchweiz Schweiz P-3 ziviles Team
Patrouille Suisse SchweizSchweiz Schweiz PC-6 Nur Support /Transport PC-6T V-622 "Felix"
PC-7 Team SchweizSchweiz Schweiz PC-7
Silver Falcons SudafrikaSüdafrika Südafrika PC-7
Alap-Alap Formation BruneiBrunei Brunei PC-7
Taming Sari MalaysiaMalaysia Malaysia PC-7
Solo Display Team NiederlandeNiederlande Niederlande PC-7 sowie eine F-16 und eine AH-64
Blue Phoenix ThailandThailand Thailand PC-9
Krila Oluje KroatienKroatien Kroatien PC-9
Roulettes AustralienAustralien Australien PC-9
Schweizer Luftwaffe
PC-21 Demo
SchweizSchweiz Schweiz PC-21 Schweizer Luftwaffe, wird nur vereinzelt vorgeführt
um Pilatus Aircraft nicht zu konkurrenzieren
Pilatus Aircraft PC-21 SchweizSchweiz Schweiz PC-21 zivil, Vorführung mit 1 oder 2 Flugzeugen

Trivia

  • 1964 wurden das Gelände und die nähere Umgebung der Pilatus-Flugzeugwerke zum Drehort einiger Szenen des dritten James-Bond-Films GoldfingerW. Die Pilatus-Flugzeugwerke stellen im Film Goldfingers (Gert FröbeW) Tarnfabrik Auric Enterprises dar, wo der Protagonist die Einzelteile seines als Rolls-RoyceW getarnten Goldes zu Goldbarren einschmelzen liess. Die Frontansicht und Frontgebäude der Pilatus-Flugzeugwerke haben sich seit 1964 verändert, aber die übrigen Gebäudeteile sind im Vergleich zu den Szenen im Film immer noch grösstenteils identisch vorhanden.
  • Im 2006 entstandenen Film VitusW von Fredi M. MurerW spielt Pilatus Aircraft ebenfalls eine Rolle. Vitus’ Flugbegeisterung überträgt sich auf seinen Grossvater, der in der Folge das Unternehmen besucht und sich eine PC-6 kauft, auf welcher Vitus am Schluss der Geschichte den Ausbruch in «sein» Leben zelebriert.

Weblinks

Commons-logo Commons: Pilatus Aircraft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tages-Anzeiger: Pilatus schreibt Rekordergebnis, abgerufen am 17. Juni 2015
  2. 2,0 2,1 Kate Sarsfield: Pilatus posts record profits. In: Flightglobal.com. 10. April 2015, abgerufen am 13. April 2015 (englisch): „The Stans-based airframer recorded revenues of Swfr 1.174 billion ($1.2 billion) between January and December 2014, 16% higher than in 2013 – its previous record year. Earnings climbed by 30% during the same period to over Swfr 200 million.“
  3. Zur Gründung siehe Brief von Antoine Gazda der WO an Oberstdivisionär Bandi, in: Peter Hug: Schweizer Rüstungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus. Chronos, Zürich 2002, S. 874–876.
  4. Geschichte. Die Zukunft vor Augen – seit 70 Jahren. Geschichte der Pilatus Flugzeugwerke AG, 2009.
  5. 5,0 5,1 Chronik – Crafted in Switzerland. Chronik 1939–2013 der Pilatus Flugzeugwerke AG, S. 6 (PDF; 1,242 MB).
  6. http://www.jetphotos.net/photo/8137202
  7. http://www.flugrevue.de/zivilluftfahrt/flugzeuge/zweite-pc-24-startet-zum-erstflug/655332
  8. PC-24 HB-VSA
  9. avia news 24heures Le troisième Pilatus PC-24 aux essais !
  10. El avión de la discordia. In: Swissinfo. 20. Juli 2006 (span.).
  11. Eine Waffe gegen die Waffen: Für mehr Transparenz in den Problemfeldern zwischen Rüstungsindustrie, Rüstungspolitik und humanitärem Völkerrecht in der Schweiz. Dokumentation, herausgegeben von der Gesellschaft für bedrohte VölkerW, 2004.
  12. Pilatus-Porter. Lieferung von Ersatzteilen an die Regierung Mexikos. Stellungnahme des Bundesrates vom 18. Mai 1994 zur Motion 94.3072 vom 2. März 1994.
  13. Pilatus-Flugzeug für Kriegseinsätze aufgerüstet. In: 10vor10W. Informationssendung des Schweizer Fernsehens, 17. Januar 2008.
  14. Felix Birchler: Bürgerkrieg, Armut, Korruption... und Pilatus. In: GSoA-Zeitung. 18. September 2006.
  15. Pilatus-Werke liefern PC-9 nach Tschad. In: NZZ online. 8. Juli 2006.
  16. Auch Pilatus in Al-Yamamah-Deal verwickelt. In: Bündnis gegen Kriegsmaterial-Exporte. 9. März 2007.
Dieser Artikel basiert bzw. Teile davon basieren auf „Pilatus Aircraft“ in der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 16:48, 5. Feb. 2016‎‎ (Permanentlink) und steht unter der Lizenz cc-by-sa 3.0 unportedW. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.


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